Tabelle 1: Kriterien für die Abschätzung des Stenosegrades am ACI-Abgang (singuläre Stenosen)

 

Lokaler Stenosegrad ca.

10 – 40%

50 – 60%

70%

80%

90%

95%

Direkte hämodynam. Kriterien

 

 

 

 

 

 

Farb-Doppler: Aliasing-Effekt

-

++

 

 

 

 

Systolische Peakgeschwindigkeit

 

 

2

3

4 – 5

1 - 5

Poststenot. Strömungsstörungen

-

-

+

++

++

-

 

 

 

 

 

 

 

Indirekte hämodynam. Kriterien

 

 

 

 

 

 

ACC pathologisch

-

-

-

(+)

++

++

AST pathologisch

-

-

-

(+)

++

++

ACI distal verlangsamt

-

-

-

-

(+)

++

 

 

 

 

 

 

 

Ultraschallbild-Kriterien

 

 

 

 

 

 

Perivaskuläre Gewebsvibrationen

-

-

-

+

+

-

Planimetrie

++

+

 

 

 

 

B-Flow

 

+

+

+

+

 

 

Diagnostische Kriterien

 

Für die Quantifizierung von Stenosen sollten immer mehrere Kriterien in Kombination berücksichtigt werden. Dabei haben bestimmte Befunde oder Befundkonstellationen für einige Stenosegrade besonderes Gewicht:

So ist der Nachweis eines umschriebenen Aliasing-Effekts im Farb-Doppler-Bild relevant für die Unterscheidung zwischen nicht-stenosierender Plaque (Stenosegrad ca. 10 – 40%) und Stenose (> 50%). Bei höhergradigen Stenosen hat der Aliasing-Effekt nur Bedeutung für die Lokalisation, nicht für die Quantifizierung.

Die quantitative Bestimmung der lokalen Strömungsbeschleunigung über die systolische Maximalgeschwindigkeit ist ein wichtiges Kriterium zur Bestimmung hoher Stenosegrade; bei geringen Stenosegraden (um 50%) streuen die Normalwerte individuell und altersabhängig stark, so dass die systolische Maximalgeschwindigkeit hier nicht für die Quantifizierung verwendet werden sollte. Bei Mehrgefäßprozessen gelten die Geschwindigkeitswerte nur mit Einschränkungen; eine kollaterale Mehrdurchströmung bei kontralateralem Gefäßverschluss führt nach eigener Erfahrung zu einer Geschwindigkeitserhöhung um ca. 0,5 m/s, die wir bei Bewertung gemessener Geschwindigkeiten entsprechend berücksichtigen.

Poststenotische Strömungsstörungen sind ein wertvolles ergänzendes Kriterium, das allgemein ab einem Stenosegrad von 70% auftritt, aber nicht bei höchstgradigen (95%-)Stenosen (wegen des Zusammenbruchs der Stromstärke und der distalen Engstellung des Gefäßes). Reynolds-Turbulenzen sind für die Quantifizierung von Stenosen weniger geeignet, allenfalls hilfreich bei schlechten Untersuchungsbedingungen.

Befundkonstellationen mit eindeutig positiven indirekten Stenosezeichen haben ein großes Gewicht für die Feststellung hoher Stenosegrade. Pathologische Befunde der A. carotis communis erfüllen die genannten Kriterien (Strömungsverlangsamung und erhöhte Pulsatilität). An der A. supratrochlearis kommen fraglich pathologische Befunde (einseitige Verlangsamung) und eindeutig pathologische Befunde vor (retrograde Strömung), letztere aber nur bei lokalem Stenosegrad von ca. 90%. Das Kriterium der stark verlangsamten Strömung in der A. carotis interna distal ist wichtig für die Feststellung einer höchstgradigen Stenose.

Die perivaskuläre Gewebsvibration („Konfetti“-Zeichen) ist wertvoll als ergänzendes Kriterium: bei seinem Nachweis liegt mit Sicherheit eine hochgradige Stenose (oder differentialdiagnostisch eine AV-Fistel) vor. Das Kriterium ist besonders vorteilhaft bei Stenosebefunden, die wegen schlechter Schallbedingungen oder ungünstiger Lage sonographisch nicht optimal beurteilbar sind.

Zur Quantifizierung von Lumeneinengungen unterhalb von ca. 50% ist allein die Planimetrie im Ultraschall-Querschnittsbild geeignet, die im B-Mode (bei höherer Ortsauflösung) oder im Farb-Doppler-Bild (mit besserer Abgrenzbarkeit echoarmer Stenosen) durchgeführt werden kann. Hier ist die von den übrigen Kriterien abweichende Definition des Stenosegrades (Flächen- versus Durchmesserstenose) zu beachten.

Der B-Flow-Befund dient der Überprüfung des mit hämodynamischen Kriterien diagnostizierten Befundes und gewinnt entscheidende Bedeutung bei Versagen hämodynamischer Kriterien, z.B. bei Mehrgefäßprozessen.